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Ziele definieren: Die „Ryddematta“

Als Kommunikationsberater habe ich häufig mit Ein-Personen-Unternehmen (EPU) zu tun. Viele Einzelkämpfer tun sich schwer, ihre beruflichen und privaten Ziele unter einen Hut zu bringen. Die „Ryddematta“ kann dabei Abhilfe schaffen.

Laut Wirtschaftskammer sind in Österreich bereits 60 Prozent aller Unternehmen EPU. Häufig fokussieren sie ihre Ziele zu stark auf ihren Beruf und vernachlässigen nur allzu oft ihr Privatleben. Das führt über kurz oder lang zu Problemen. Die Ryddematta hilft, diese Probleme zu erkennen und zu vermeiden.

Auf die Ryddematta aufmerksam geworden bin ich in einem Seminar mit Johan Galtung, dem Doyen der Friedens- und Konfliktforschung und Pionier der Nachrichtenforschung. Ryddematta ist norwegisch und lässt sich am besten mit „Sortierungsmatte“ übersetzen.

Für Galtung sind Konflikte nichts anderes als die Unvereinbarkeit von Zielen. Das gilt für Konflikte zwischen Staaten ebenso wie für Konflikte zwischen Personen und letztendlich auch für Konflikte mit uns selbst. Wenn sich also unsere unterschiedlichen Zielvorstellungen nicht miteinander in Einklang bringen lassen, kann unser Leben aus der Bahn zu geraten.

Das Beispiel des Humanenergetikers

Angenommen, Ihr berufliches Ziel lautet: „In einem Jahr möchte ich von meinem Traumjob als selbstständiger Humanenergetiker leben können.“ Dann werden Sie wahrscheinlich bald erkennen müssen, dass Ihre Freizeitaktivitäten und Ihr Privatleben unter diesem Vorhaben zu leiden haben.

Mit der Ryddematta behalten Sie Ihre beruflichen und privaten Ziele im Fokus. Die Himmelsrichtungen des klassischen Kompasses werden dabei durch die vier Aspekte „Positive Vergangenheit“, „Negative Vergangenheit“, „Positive Zukunft“ und „Negative Zukunft“ sowie den dazugehörigen Fragestellungen ersetzt.

Die Ryddematta

Bleiben wir beim Beispiel des Humanenergetikers, um die Ryddematta durchzuspielen.

Positive Zukunft: Was ist der Idealzustand in einem Jahr?

Mögliche Antwort: Ich erhalte laufend lukrative Aufträge, mit denen ich meinen Lebensunterhalt bestreiten und für den geplanten Wohnungskauf Rücklagen bilden kann. Außerdem habe ich deutlich mehr Freizeit für meine Partnerin und den Sport.

Negative Vergangenheit: Was ist im letzten Jahr schlecht gelaufen?

Mögliche Arbeit: Durch die Doppelbelastung von Job und Ausbildungen kam meine Partnerschaft zu kurz. Es gab öfter Stunk, weil ich an den Wochenenden gearbeitet habe. Außerdem bin ich nur noch selten zum Joggen gekommen. Mein Vorhaben, mindestens fünf Kilo abzunehmen, ist auf der Strecke geblieben.

Positive Vergangenheit: Was ist im letzten Jahr gut gelaufen?

Mögliche Antwort: Ich habe meinen Job an den Nagel gehängt und mich für die Selbstständigkeit als Humanenergetiker entschieden. Durch den Besuch von diversen Weiterbildungsseminaren habe ich mir ein profundes Wissen in den Themen Kinesiologie, Craniosacrale Energiearbeit und Bach-Blütentherapie angeeignet. Gespräche mit Freunden haben mich überzeugt, dass mein Angebot gut ankommen werden.

Negative Zukunft: Was ist der Worst Case in einem Jahr?

Mögliche Antwort: Meine Freundin hat die Nase voll und ist ausgezogen. Die Waage zeigt einen neuen Rekordstand. Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Ich muss meine Selbstständigkeit aufgeben und mir wieder einen Job suchen.

Was sagt mir das jetzt?

Die positiven Aspekte der Ryddematta dienen in erster Linie dazu, Ihre Träume in Worte zu fassen und daraus Motivation zu tanken. Die Konfrontation mit den negativen Aspekten lässt Sie Ihre persönlichen Alpträume erkennen. Das hilft ungemein dabei, die Prioritätensetzung zu überdenken und neu zu ordnen.

Beantworten Sie nun die Fragen für sich selbst. Und seien Sie dabei unbedingt ehrlich. Unrealistische Annahmen helfen Ihnen nicht weiter. Jeder Mensch tickt natürlich anders. Letztendlich müssen Sie Ihre Prioritäten so setzen, dass Sie mit Ihren Entscheidungen gut leben können.

Titelbild: Shutterstock.com