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Was wir von Stefan Kröpelin lernen können

Er selbst bezeichnet sich als Wüstenforscher. Der Deutschlandfunk nennt ihn aber den „deutschen Indiana Jones“. Die Rede ist vom Geowissenschaftler Stefan Kröpelin, der ein echtes Paradebeispiel für eine gelungene Profilierung ist.

In meinem Blog afrika.reisen habe ich mich kürzlich mit der Arbeit von Stefan Kröpelin auseinandergesetzt. Seine Leistung als Forscher ist beeindruckend: Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Tschad mit den Seen von Ouinanga (2012) und dem Ennedi-Massiv (2016) seine ersten beiden UNESCO-Welterbestätten erhalten hat.

Ebenso beeindruckend ist aber auch Kröpelins Medienarbeit, für die 2017 mit dem Communicator-Preis der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG) und des „Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft“ ausgezeichnet wurde.

Der 1952 in München geborene Wüstenforscher beherrscht die Pressearbeit aus dem Effeff: Über seine Arbeit wurde bislang in über 30 Fernsehsendungen berichtet, die auf Sendern wie ARD, ZDF, WDR oder Arte liefen. Dazu kommen mehr als 50 Artikel in reichweitenstarken Zeitungen und Zeitschriften wie „Der Spiegel“ oder die „New York Times“. Weitere 30 Beiträge wurden im Reportagemagazin Geo veröffentlicht.

Wie kommt es also, dass ein Wissenschaftler dermaßen stark ins Licht der Öffentlichkeit rücken kann? Einfache Antwort: Kröpelin ist ein Meister der Profilierung. Am Beispiel des Wüstenforschers lassen sich die vier Stufen meines Profilierungsmodells sehr gut nachvollziehen.

Das Profilierungsmodell im Buch Profilierung von Martin Sturmer
Das Profilierungsmodell beschreibe ich in meinem Buch ausführlich. (Bild: Martin Sturmer)

Die vier Stufen des Profilierungsmodells

1. Positionierung

Kröpelin interessiert sich nicht für die ausgetretenen Pfade sondern vielmehr für die weißen Flecken der Erde. In den kaum erforschten Gebieten des Tschad hat er seine Wirkungsstätte gefunden.

Kröpelin hat das Rätsel der Seen von Ouinanga gelöst, die trotz enormer Verdunstung ihren Wasserstand halten. Das Ennedi-Massiv ist für ihn ein Relikt der einst grünen Sahara vor 5.000 bis 10.000 Jahren. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Tibesti-Gebirge im Nordwesten des Tschad.

2. Zielgruppen

Für Kröpelin ist die öffentlichkeitswirksame Vermittlung seiner Arbeit keine Frage der Eitelkeit sondern schlicht Verpflichtung. „Es ist unsere Aufgabe, unser Wissen an die weiterzugeben, die unsere Arbeit finanzieren – an die Gesellschaft“, wird er im Wissenschaftsmagazin Merton
zitiert.

Um ein Millionenpublikum zu erreichen, braucht er reichweitenstarke Medien.  Er hat – im Unterschied zu vielen seiner Kollegen – keine Scheu vor dem Boulevard. Aber auch ein Auftritt im „Tigerenten Club“ des SWR gehört für ihn dazu.

3. Inszenierung

Der Vergleich mit Indiana Jones kommt nicht von ungefähr. Die Bilder von Kröpelin im khakifarbenen Outfit in der Wüste erinnern in der Tat ein wenig an Harrison Ford in seiner Paraderolle – nur ohne Fedora und Peitsche.

Harrison Ford - Indiana Jones 4
Harrison Ford am Filmset des vierten Teils der Inidana-Jones-Reihe (Foto: John Griffiths – originally posted to Flickr as Indy’s Back, CC BY-SA 2.0, Link)

Grandiose Bilder, gekonntes Storytelling mit Fokus auf die eigene Person und schlagzeilentaugliche Botschaften – wie z. B. die Bezeichnung“Der Garten Eden der Sahara“ für das Ennedi-Massiv -sorgen für hohe Aufmerksamkeit.

4. Die Maßnahmenmatrix

Kröpelin hat in der Medienarbeit das für ihn beste Kommunikationsinstrument gefunden. Er kennt die Erwartungshaltung von Journalisten und bedient sie geschickt mit den richtigen Nachrichtenfaktoren, wie z. B. Außergewöhnlichkeit und Personalisierung. Nähere Informationen zu den Nachrichtenfaktoren finden Sie in meinem Blogbeitrag zum Thema.

Der Geowissenschaftler beherrscht auch die Kunst des Newsjackings: Als 1996 „Der englische Patient“ in die Kinos kam, schrieb er kurzerhand einen Gastbeitrag für „Die Zeit“, der unter dem Titel „Die Wüste des Englischen Patienten“ prompt veröffentlicht wurde. Der Methode des Newsjackings habe ich ebenfalls einen eigenen Blogbeitrag gewidmet.

Wer etwas Zeit mitbringt, sollte sich das nachfolgende Video von Kröpelins Rede anlässlich der Verleihung des Communicator-Preises ansehen. In den knapp 45 Minuten erfahren Sie vieles darüber, wie Pressearbeit funktioniert.

Auf Internet und Social Media hingegen scheint Kröpelin weniger Wert zu legen. Es gibt zwar einen perfekt gestalteten Webauftritt – der letzte Blogpost datiert aber vom 24. Jänner 2017. Ähnliches gilt für den Pinterest-Account und den YouTube-Kanal, die in puncto Aktualität ebenfalls vernachlässigt wirken.

Titelbild: Kamele ziehen zu einer Wasserstelle im Ennedi-Massiv im Tschad (Foto: DesertmanEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link)